Förderung eines 5G-Mo­dell­pro­jek­tes im Landkreis Böblingen

Mit 5G und „Smart Farming“ in die landwirtschaftliche Zukunft

Im Rahmen des 5G-In­no­va­ti­ons­wett­be­werbs des Bundes hat sich der Landkreis Böblingen gemeinsam mit sieben Pro­jekt­part­nern er­folg­reich um die Förderung für ein Mo­dell­pro­jekt zum 5G-Ausbau in der Region beworben. Den Zuschlag gab es für das Projekt „5G-PreCiSe – 5G Pilot Region zu Cloud In­fra­struc­tu­re, Smart Farming & ef­fi­zi­en­ter Düngung im Landkreis Böblingen“. Mit insgesamt rd. vier Millionen Euro För­der­mit­teln können nun mit 5G un­ter­stütz­te, in­no­va­ti­ve Lösungen für eine res­sour­cen­scho­nen­de und zu­kunfts­fä­hi­ge Land­wirt­schaft im Bal­lungs­raum er­ar­bei­tet werden. „Ich freue mich sehr über den Zuschlag“, so Landrat Roland Bernhard. „Von den insgesamt 67 bun­des­weit ge­för­der­ten Konzepten stammen 10 aus Baden-Würt­tem­berg, eins davon ist unseres. Ein tolles und zu­kunfts­wei­sen­des Projekt, das die Basis bilden kann für eine präzise Anwendung land­wirt­schaft­li­cher Be­ar­bei­tungs­ver­fah­ren.“

Im Rahmen des Projekts werden auf den Ver­suchs­fel­dern des Ihinger Hofes bei Renningen neueste 5G-Technik und in­no­va­ti­ve Da­ten­ver­ar­bei­tung für den An­wen­dungs­fall der Düngung erprobt. Am Projekt beteiligt sind: Uni­ver­si­tät Hohenheim, Hoch­schu­le Reut­lin­gen, Robert Bosch GmbH, Rauch Land­ma­schi­nen­fa­brik GmbH, Seeburger AG, Advancing In­di­vi­du­al Networks – AIN GmbH und Zentrum für Di­gi­ta­li­sie­rung Landkreis Böblingen – ZD.BB GmbH. Die 5G-Technik er­mög­licht die Erfassung von ver­schie­de­nen Umwelt-, Pflanzen- und Bo­den­da­ten in Echtzeit, zudem eine schnelle Da­ten­ver­ar­bei­tung und die Zu­sam­men­füh­rung mit weiteren In­for­ma­tio­nen. Die so ge­won­ne­nen Er­kennt­nis­se werden ebenfalls in Echtzeit auf Schlepper und Land­ma­schi­ne zu­rück­ge­spielt und er­mög­li­chen eine teil­flä­chen­spe­zi­fi­sche und be­darfs­ori­en­tier­te Düngung.

We­sent­li­ches Ziel ist, mit Hilfe der 5G-basierten in­tel­li­gen­ten Düngung eine ge­stei­ger­te Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz zu erreichen. Das Einsparen von Dünger und Kraft­stoff kommt nicht nur dem Landwirt, sondern ins­be­son­de­re auch der Umwelt und dem Klima zugute. Die „smarte Düngung“ dient als ex­em­pla­ri­scher An­wen­dungs­fall und soll auf andere Bereiche der Land­wirt­schaft über­tra­gen werden.

Die Basis bildet das so­ge­nann­te „Precision Farming“. Gemeint ist damit die präzise Aus­brin­gung von Dünger und Pflan­zen­schutz­mit­teln auf der Basis digital erfasster, flä­chen­be­zo­ge­ner Daten. Die Da­ten­er­fas­sung erfolgt mittels Sensoren und sa­tel­li­ten­ge­stütz­ter Po­si­ti­ons­be­stim­mung. Sie umfasst zum Beispiel Bo­den­ei­gen­schaf­ten, Er­trags­fä­hig­keit und Pflan­zen­zu­stän­de innerhalb eines Flur­stücks. „Smart Farming“ baut auf dieser Tech­no­lo­gie auf. Die erfassten Daten werden mit weiteren In­for­ma­tio­nen zu­sam­men­ge­führt und aus­ge­wer­tet. Der Landwirt kann so stärker fak­ten­ba­siert als bisher ent­schei­den, etwa über die Menge der Düngegabe, den Ern­te­zeit­punkt oder über die Frucht­fol­ge. Neben der bereits ge­schil­der­ten Ein­spa­rung von Res­sour­cen soll der di­gi­ta­li­sier­te Prozess die Landwirte bei ihren Do­ku­men­ta­ti­ons­pflich­ten und bei der Qua­li­täts­si­che­rung un­ter­stüt­zen.

Informationen zur Landwirtschaft im Kreis Böblingen

Der Landkreis Böblingen umfasst eine Fläche von knapp 62.000 ha. Land­wirt­schaft­lich genutzt werden etwa 23.000 ha, davon zwei Drittel als Ackerland und ein Drittel als Grünland. Im Durch­schnitt be­wirt­schaf­tet ein Betrieb rd. 40 Hektar, der Bun­des­durch­schnitt liegt bei etwa 60 Hektar. Ent­spre­chend dem Struk­tur­wan­del hat die Anzahl der Betriebe über die letzten Jahr­zehn­te ab­ge­nom­men, die Be­triebs­grö­ßen sind ent­spre­chend gewachsen. Trotzdem ist die Land­wirt­schaft im Kreis im bun­des­wei­ten Vergleich klein­tei­lig.

Der Landkreis Böblingen betreibt eine Fach­schu­le für Land­wirt­schaft, in der der land­wirt­schaft­li­che Be­rufs­nach­wuchs auf die Meis­ter­prü­fung vor­be­rei­tet wird. Zudem befindet sich eine Be­rufs­schu­le für den Aus­bil­dungs­be­ruf Landwirt im Kreis. Zusammen mit dem Landkreis Tübingen betreibt der Landkreis Böblingen ein Zentrales Ver­suchs­feld in der Acker­bau­re­gi­on Oberes Gäu. Dort werden neben Sor­ten­ver­su­chen auch pro­duk­ti­ons­tech­ni­sche Versuche zu Düngung und Pflan­zen­schutz angelegt. Landwirte können neutrale Hinweise und Lö­sungs­vor­schlä­ge zum res­sour­cen­scho­nen­den Führen der land­wirt­schaft­li­chen Kulturen erhalten.

Mit dem Ihinger Hof - eine Teil­sta­ti­on der Ver­suchs­sta­ti­on Agrar­wis­sen­schaf­ten der Uni­ver­si­tät Hohenheim - ist eine der bun­des­weit führenden In­sti­tu­tio­nen der agrar­wis­sen­schaft­li­chen Forschung und Ent­wick­lung im Landkreis vertreten. Auf der Ver­suchs­sta­ti­on werden seit vielen Jahren in zahl­rei­chen For­schungs­pro­jek­ten un­ter­schied­li­che Smart Farming Tech­no­lo­gi­en erforscht, wei­ter­ent­wi­ckelt und getestet.

Quelle: RAUCH

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